Menschen lernen auf verschiedene Weise. Die Einteilung in verschiedene Lerntypen stützt sich auf Vorlieben für Handlungs- und Verhaltensweisen in Lernsituationen. Es bestehen verschiedene Ansätze bzw. Typenbeschreibungen, abhängig davon, welche Aspekte des Lernverhaltens zur Unterscheidung herangezogen werden (z.B. die Lern- und Leistungsmotivation, die bevorzugten Medien und Arbeitsformen, die Art und Weise der Informationsverarbeitung usw.). Die wohl bekannteste Charakterisierung ist die nach den bevorzugten Sinneskanälen in den visuellen, auditiven und haptischen Typ.
Ich möchte eine Typisierung vorstellen, die sich stark auf die Motivation des Lernenden bezieht und speziell im Rahmen der beruflichen Bildung untersucht wurde. In dieser Typisierung nach Josef Schrader werden „Theoretiker“, „Anwendungsorientierte“, „Musterschüler“, „ Gleichgültige“ und „Unsichere“ identifiziert. Selbstverständlich bestehen wie bei allen Typisierungen auch Mischformen. Aber erkennen Sie sich in einer Beschreibung besonders wieder?
Die fünf Lerntypen nach Schrader
(vgl. Schrader, Josef (1994): Lerntypen bei Erwachsenen. Empirische Analysen zum Lernen und Lehren in der beruflichen Weiterbildung. Deutscher Studienverlag, Weinheim)
Typ 1: Theoretiker
„Typ 1 hat Freude am Lernen, ist zuversichtlich, gelassen, hat konkrete Vorstellungen von dem, was er lernen will. Er ist nicht nur an praktischer Anwendung, sondern auch an theoretischen Grundlagen interessiert. Er lernt gern und gut aus Texten. Wenn er sich etwas Neues aneignet, bemüht er sich darum, Zusammenhänge zu verstehen statt sich eine Vielzahl von Fakten, unverbunden aneinandergereiht, einzuprägen. Typ 1 hat kaum Schwierigkeiten beim Lernen. Wenn sie dennoch auftauchen, betrachtet er sie als Herausforderung seines Verstandes, die zu bewältigen ihm Freude bereitet“ (S. 110).
Typ 2: Anwendungsorientierter
„Anwendung ist für Typ 2 Ziel und Methode zugleich. Ihn leitet stets die Frage, was er mit neuen Inhalten anfangen kann. Er lernt um so besser und um so lieber, je näher er den Gegenständen ist, am besten dann, wenn er etwas ausprobiert. Theorien und reines Faktenwissen genügen ihm nicht. Schwierig wird es, wenn die Anschauung fehlt und Lerninhalte nur theoretisch, ohne praktische Anwendungsmöglichkeiten dargestellt werden. Er arbeitet ruhig und gelassen, hartnäckig, ober nicht verbissen an den Problemen, die ihn interessieren, und versucht, sie zu lösen“ (S. 111).
Typ 3: Musterschüler
„Typ 3 ist ehrgeizig, fleißig und strebsam, er lernt für gute Noten, Zeugnisse und Zertifikate. Typ 3 lernt lieber angeleitet als eigenständig, läßt sich die Inhalte lieber erklären, als daß er vieles selbst herausfinden möchte. Er versucht, sich möglichst viele Fakten möglichst genau einzuprägen, um sie zu einem späteren Termin möglichst gut wiedergeben zu können. Schwierigkeiten hat er beim Lernen durchaus, vor allem mit Situationen, in denen es keine eindeutige Lösung gibt. Er versucht hartnäckig, Schwierigkeiten zu überwinden, ist dabei aber vor Hektik und Nervosität nicht gefeit“ (S. 113)
Typ 4: Gleichgültiger
„Typ 4 lernt nicht mehr, als er unbedingt gegen das Leben braucht. Er hat weder ausgeprägte Vorlieben noch besondere Abneigungen, ihm scheint alles gleich recht (bzw. unrecht). Wenn er etwas lernt, achtet er darauf, daß er grade so viel mitbekommt, wie erforderlich ist, um nicht auf- oder durchzufallen. Er könnte sicher mehr leisten, aber nur um den Preis größeren Engagements. Schwierigkeiten tauchen durchaus auf, wecken aber weder seinen Ehrgeiz noch sind sie Anlaß für Hektik, Nervosität oder Selbstzweifel“ (S. 115)
Typ 5: Unsicherer
„Unsicherheit und Angst begleiten Typ 5, wenn er etwas lernen muß. Er braucht einen gewissen Druck, auch die Einsicht, warum er etwas Bestimmtes lernen soll. Typ 5 geht davon aus, daß er beim Lernen zahlreiche Schwierigkeiten haben und vermutlich vieles nicht verstehen wird. Er beschränkt sich daher darauf, sich die wichtigsten Inhalte so gut wie möglich einzuprägen. Schwierigkeiten betrachtet er als Folge seiner mangelnden Fähigkeiten, er reagiert hektisch und nervös, gibt sich mit halbfertigen Lösungen zufrieden und sieht schließlich sein negatives Selbstbild bestätigt“ (S. 117).
Konsequenz für die didaktische Planung von Seminaren
Trotz der Typisierung des Lernverhaltens sind die Vorlieben für Handlungs- und Verhaltensweisen bis zu einem gewissen Grad veränderbar. Es ist daher Aufgabe der Seminarleitung, den Lernenden ihre Art zu Lernen bewusst zu machen und die Fähigkeit zur Selbststeuerung zu fördern. Indem den Lernenden typgerechte Lernstrategien aufgezeigt werden kann die Selbstlernkompetenz gesteigert werden. Eine Durchmischung von Lerntypen innerhalb von Gruppenarbeiten kann zudem Gruppenprozesse positiv beeinflussen. Um typenspezifische Strukturen aufzubrechen und eine Weiterentwicklung der Lernenden anzustoßen, sollte beim unsicheren Lerntyp Sicherheit gefördert, beim Gleichgültigen Betroffenheit erzeugt, beim Theoretiker die affektive Dimension herausgearbeitet, beim Anwendungsorientierten die theoretische Durchdringung unterstützt und beim Musterschüler Eigenverantwortung gefördert werden.
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Habe ich Ihr Interesse geweckt? Sie möchten mehr darüber erfahren, wie Sie Lerntypen in der Konzeption von Seminaren berücksichtigen? Dann nehmen Sie gerne >Kontakt mit mir auf.
Puh – ich glaube ich bin ein Mischmasch der aufgeführten Typen. Kann mich eigentlich nicht eindeutig einordnen.
Vielleicht bin ich ein Theoretiker, der gerne etwas ausprobiert um seine Unsicherheit zu überbrücken, bzw. zu kaschieren.
Gruß Dad
Es ist selten, dass jemand ausschließlich die Merkmale eines Typs aufweist. Aber meist ist ein Merkmalsbereich vorherrschend, je nachdem inwiefern du zum Lernen motiviert bis. Wir können gerne mal einen Test machen 😉